Zwergkrallenfrosch
Haltungsbeschreibung von Tatjana KauzHymenochirus boettgeri (Tornier, 1897)
Klasse: Lurche (Amphibia)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Familie: Zungenlose (Pipidae)
Gattung: Zwergkrallenfrösche (Hymenochirus)
Art: Böttgers Zwergkrallenfrosch (Hymenochirus boettgeri)
Schutzstatus: Keiner. Es wird davon ausgegangen, dass die meisten Tiere, die in Gefangenschaft
gehalten werden, Nachzuchten sind.
Herkunft: Äquatoriale Waldzone in Zentralafrika – Nigeria, Kamerun, Gabun, Kongo
Biotop: Stille, schattige Gewässer im Regenwald
Größe: 3 – 3,5 cm, Weibchen etwas größer als Männchen
Alter: etwa 15 Jahre
Geschlechts-
unterschied: Männchen besitzen deutlich sichtbare Postaxialdrüsen; erwachsene Weibchen sind
wegen der Eierproduktion deutlich breiter, als Männchen
Abbildung 1: Jungfrösche - 1 Männchen, 2 Weibchen
Geschlechts-reife: Mit 4 – 5 Monaten fangen die Männchen an zu klammern und die Postaxialdrüsen
werden langsam sichtbar
Abbildung 2: Ein zwei Jahre altes Weibchen mit einem starken Laichansatz
Abbildung 3: Ein junges Männchen beim ersten Klammerversuch, der Papa muss herhalten
Wasserhärte: Ich habe meine Frösche einige Jahre lang in hartem Wasser (KH 20-26, GH bis 30)
gehalten, im Moment bei KH 12/GH 17. Ich konnte keinen Unterschied in der
Verhaltensweise oder Gesundheit feststellen.
Aquarium: Ab 60 cm Kantenlänge, keine Cubes! Die Tiere schwimmen sehr gern und nutzen
dabei die gesamte Länge des Beckens.
Wassertiefe: Meine Becken, welche eine Höhe von etwa 30 – 35 cm aufweisen, werden bis obenhin
mit Wasser gefüllt. Der Nachwuchs, welcher ab etwa 1 cm Körperlänge zu den
Erwachsenen gefahrlos gesetzt werden kann, stört sich nicht daran. Ganz im Gegenteil
– die Kleinen schwimmen viel durch das Becken oder ruhen sich in den oberen
Wasserschichten, auf den Pflanzen liegend, aus.
Verwandte von Hymenochirus boettgeri, Hymenochirus curtipes, welche im gleichen
Gebiet in Zentralafrika leben, wurden in ihrem Habitat sogar in einer Tiefe von 1 m
gefunden. Es wird vermutet, dass beide Spezies in der Natur ökologisch gleiche
Nischen bewohnen, somit spricht auch nichts dagegen, Hymenochirus boettgeri,
sowohl Erwachsene, als auch den Nachwuchs, in normal gefüllten Becken zu halten.
http://people.whitman.edu/~jacksok/noteHymenochirus.jpg
http://www.iucnredlist.org/details/58156/0
Becken-
einrichtung: Höhlen, Wurzeln oder ähnliches, wo sich die Frösche verstecken können. Ich
verwende Kokosnusshöhlen und Tontöpfe aus dem Gartencenter. Bei den letzteren
wird zuerst der Boden abgeschnitten, danach die Töpfe jeweils in der Mitte in zwei
Hälften geteilt und in die Becken gelegt.
Pflanzen, vor allem solche, die bis zur Wasseroberfläche reichen, werden von den
Fröschen gern zum Sitzen verwendet. Überhaupt sollte das Becken gut bepflanzt sein
und schattige Bereiche aufweisen.
Die Frösche brauchen keinen Landteil, da sie ausschließlich aquatil leben.
ACHTUNG: Das Aquarium muss absolut ausbruchsicher gestaltet werden (z.B. Filterwatte bei den
Kabelausgängen der Abdeckung). Beim Reinigen des Beckens sollte es nicht mit
offener Klappe unbeaufsichtigt gelassen werden. Die Frösche schnellen vom
Bodengrund hoch, um Luft zu holen und können dabei wortwörtlich aus dem Becken
fliegen. Mit viel Glück wird das Fehlen des Frosches rechtzeitig bemerkt und er kann
lebend aufgefunden werden, man sollte es aber nicht darauf ankommen lassen!
Vergesell-
schaftung: Zwergkrallenfrösche sollten in Artenbecken gehalten werden. Schnecken werden
meistens in Ruhe gelassen, Garnelen, wenn diese nicht schnell genug sind, gern
verspeist. Von einer Haltung mit Fischen, egal wie klein und friedlich, rate ich dringend
ab. Vor allem in größeren Becken mit vielen Fischen verhungern Frösche sehr schnell,
da sie viel länger brauchen, um zur Futterstelle zu gelangen, als Fische. Außerdem
fühlen sich Frösche durch Anwensenheit von Fischen gestresst und laichen/singen nur
in Ausnahmefällen.
Futter: Unterschiedliches Frost- und Lebendfutter, da sich die Frösche ausschließlich carnivor
ernähren. Wichtig ist eine regelmäßige Gabe von Regenwürmern als Calciumquelle, um
Knochendeformationen vorzubeugen, was vor allem bei jungen, sich noch im
Wachstum befindenden Fröschen wichtig ist.
Laichen: Das Laichverhalten wird bei mir vor allem durch die richtige Fütterung ausgelöst. Dazu
gehört die Gabe von Lebendfutter, vor allem von Regenwürmern und Enchyträen. Die
Männchen zirpen nachts und ganztägig können sie beim Klammern von Weibchen
beobachtet werden. Abgelaicht wird nachts. Das Pärchen schwimmt zur
Wasseroberfläche und dreht sich um mit den Bäuchen nach oben. Dabei gibt das
Weibchen lose Eier ab und das Männchen befruchtet diese. Das Pärchen kann bis zu
zwei Nächte hintereinander Eier legen. Tagsüber findet keine Eiablage statt.
In Anwesenheit von Fischen kommt es in der Regel auch bei gutem Futter nicht zu
Klammerversuchen seitens der Männchen.
Aufzucht: Befruchtete Eier werden bereits nach etwa 24h länglich, unbefruchtete werden trüb und
verpilzen. Die Größe der Eier ist kleiner als 1 mm. Nach dem Schlupf bleiben die
kleinen Quappen zuerst einige Tage lang an den Scheiben oder Pflanzen hängen, nach
etwa einer Woche ab Eiablage schwimmen sie frei. Ab da sollte die Gabe von Nauplien
erfolgen. Die Quappen werden in Schälchen mit einem Wasserstand unter 1 cm gesetzt
und so viele Nauplien hinzugegeben, dass die Quappen sie nicht übersehen können.
Die nicht aufgefressenen, toten Nauplien sollten immer entfernt und mindestens alle
zwei Tage das Wasser in den Schälchen gewechselt werden. Bei optimalen
Aufzuchtbedingungen ist die Entwicklung vom Ei zum Frosch innerhalb eines Monats
abgeschlossen. Zu den optimalen Bedingungen gehören tägliche Fütterung, geringe
Besatzdichte und Temperaturen um 25°C. Bei niedrigeren Temperaturen und hohen
Besatzdichten entwickeln sich die Quappen nur langsam, viele versterben.
Abbildung 4: Junge Quappen mit Nauplien
Abbildung 5: Die Beine haben sich zuerst ausgebildet, danach die Arme.
Abbildung 6: Nun verändert sich die Körperform und die Quappe wird einem Frosch immer ähnlicher. Das Ende der Metamorphose steht bevor.
Abbildung 7: Ein fertiger Jungfrosch
Abbildung 8: Jungfrosch in einem Becken mit Erwachsenen. Ab etwa der halben Größe eines erwachsenen Frosches sind Jungfrösche nicht mehr in Gefahr, gefressen zu werden.
Text und alle Bilder © Tatjana Kauz
Vielen Dank an Tatjana Kauz für den tollen, ausführlichen Haltungsbericht über die Zwergkrallenfrösche, den Sie für meine Seite verfasst hat.